Vorauswahl

 

Gehen Sie der Reihe nach vor:

 

1.       Einsteckdurchmesser

Okulare gibt es in drei verschiedenen Einsteckdurchmessern. Sie können an Ihrem Teleskop nur Okulare gleichen, oder über einen Adapter Okulare eines kleineren Einsteckdurchmessers verwenden. Prüfen Sie also den Einsteckdurchmesser Ihres Teleskops:
24,5mm (0,96 Zoll)
31,8 mm (1 ¼ Zoll)
50,8 mm (2 Zoll).
Die 24,5mm Okularauszüge finden sich eigentlich nur an sehr einfachen Kaufhausteleskopen, dementsprechend ist es schwierig, hochwertige Okulare mit diesem Durchmesser zu bekommen.
1 ¼-Zoll ist die am weitesten verbreitete Standardgröße. Es gibt eine gewaltige Auswahl an Okularen, und für kleine bis mittlere Okularbrennweiten ist diese Größe auch vollkommen ausreichend.
2-Zoll Okulare haben Ihre Berechtigung bei langen Okularbrennweiten, denn die 1 ¼-Zoll Okulare begrenzen hier physikalisch das maximal mögliche scheinbare Gesichtsfeld (s. Kennzahlen). Sofern das Teleskop einen 2-Zoll Okularauszug besitzt, wird man also für kurze und mittlere Brennweiten (einfach aus Kostengründen) über einen Adapter 1 ¼-Zoll Okulare nutzen, und vielleicht ein oder zwei 2-Zoll Okulare bei langen Brennweiten anschaffen.

2.       Qualität des Teleskops

Die Qualität des Teleskops selbst wird auch ihre Auswirkung auf die Auswahl Ihrer Okulare haben, denn zwei optische Teile sollen hier ein Ganzes bilden müssen zusammen passen.
Wenn sie einen etliche tausend Euro teuren Apochromaten ihr Eigen nennen, dann sollten Sie nicht anfangen, an den Okularen zu sparen. Zumindest ein sündhaft teures Nagler-Okular gehört einfach zu einem solchen Instrument. Vielleicht wird aber ein relativ einfaches Plössl kurzer Brennweite Ihr liebstes Planetenokular?
Die Mehrzahl der Sternfreunde mit durchschnittlichen Newtons, Schmidt-Cassegrains oder Fraunhofer-Achromaten ist sicher in der mittleren Preisklasse um 50 € pro Okular gut bedient. Die Ausnahme ist ein gutes Weitwinkelokular längerer Brennweite, ev. als 2“-Ausführung, wenn der Okularauszug es zulässt. Hier sollte man eher 100-150 € einplanen. Billigschnäppchen für wenige Euro sollte man besser meiden.
Ist man Besitzer eines Teleskops für 100 € oder weniger, dann empfiehlt es sich zumindest einmal einen Versuch mit einem Okular um 50€ zu unternehmen - durchaus möglich, dass ein richtiggehender „Aha“-Effekt auftritt, denn auch diese Instrumente sind von ihrer optischen Qualität her manchmal besser als befürchtet. Das gilt jedoch nahezu sicher nicht für die beigelegten Okulare.

3.       Art des Teleskops

Unter der Art des Teleskopes ist hauptsächlich sein Öffnungsverhältnis zu verstehen. Je schneller (ab F/6 hinunter zu F/4) eine Optik, umso härter die Anforderung an die Okulare insbesondere in den Randbereichen. Ein F/10-Refraktor kommt praktisch mit jedem Okular zurecht, während der F/4-Newton aufwendigere Konstruktionen benötigt, um z.B. die Koma wenigstens in gewissen Grenzen zu halten. Langbrennweitige Systeme haben zudem den Vorteil, das sie mit längeren Brennweiten der Okulare auskommen, um die gewünschte Vergrößerung zu erzielen, und langbrennweitige Okulare sind optisch sehr kurzbrennweitigen vorzuziehen.
Für die Okularauswahl bedeutet dies insbesondere, dass Okulare mit sehr großem Gesichtsfeld nicht immer mit kurzbrennweitigen Systemen gut funktionieren. Sie finden deshalb auf den Produktseiten bei Weitwinkelokularen immer einen Hinweis, ob dieses Okular für schnelle Systeme noch empfohlen werden kann.

4.       Anwendung

Es gibt kein Okular, dass für alle Zwecke bestens geeignet ist. Für Sonnenprojektion ist zum Beispiel ein Huygens-Okular optisch gut genug, und es besitzt auch keine verkitteten Linsen, die unter der großen Hitzeentwicklung auseinanderplatzen würden.
Für Planetenbeobachter und Doppelsterngucker ist ein großes Gesichtsfeld unnötig, ein Plössl geeigneter Brennweite und mit guten optischen Qualitäten (Schärfe und vor allem Kontrast) wird alles zeigen, was man mit dem Teleskop erreichen kann. Gleiches gilt für wenig ausgedehnte Deep-Sky-Objekte.
Bei Nebeln und Sternhaufen wird ein großes Gesichtsfeld bei noch sehr gutem Kontrast wünschenswert. Ob aber jemand nun knappe 70° Sichtfeld beeindruckend genug findet oder 85° auf keinen Fall missen möchte, kann hier nicht entschieden werden. Es kann nur geraten werden, auf einem Teleskoptreffen einmal durch ein entsprechendes Nagler-Okular zu schauen, bevor man hier wirklich viel Geld investiert.

5.       Geldbeutel

Wie viel Geld muss ich nun investieren, damit ich über die Okulare nichts von der Leistungsfähigkeit des Teleskops verschenke?
Diese Entscheidung sollte durch die den Produkten zugeordneten Testergebnisse etwas erleichtert werden. Unverbindliche Empfehlung ist, bei längeren Okularbrennweiten und weniger großem Gesichtsfeld auch bei günstigeren Okularen zu schauen. Wer auf eine schönere Ausführung, also Gummiaugenmuschel, Riffelung zum Greifen etc. verzichtet, kann auch kostengünstigere Okulare in Betracht ziehen, ohne Einbußen der optischen Qualität befürchten zu müssen. Mit Sicherheit nicht zu empfehlen ist jedoch Billigware ohne vernünftige Vergütung. Hier investiert man einfach doppelt, denn der Wunsch nach einem besseren Okular wird zwangsläufig kommen.